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25.09.2011 | Sonntag | Ökosex

Sprit, Strom, Wärme: der 100% Erneuerbare Haushalt

Statt über CO2 Tonnen sollten wir lieber über erneuerbare Kilowattstunden sprechen: mal sehen, ob ihnen drei Indikatoren weiterhelfen

 

Hat in letzter Zeit ein Bekannter von ihnen damit angegeben, dass seine Stromrechnung halbiert ist oder dass er in einen Windpark investiert hat? Leider habe ich das bei meinen Freunden nicht so oft gehört, obwohl ich doch ein paar Leute kenne, die sehr grün angehaucht sind. Noch sind Energiesparen und Erneuerbare im eigenen Leben kein echtes Hobby, geschweige denn ein Hype. Wenn aber nicht mal die Freunde des Klimaschutzes in großen Schritten ihre eigene Energiewende voranbringen, wie soll der Mainstream dann folgen?

Meine Theorie: auch die Willigen werden oft erschlagen von Nebensächlichkeiten und Komplexität. Und das hat viel mit Kommunikation zu tun. Wir diskutieren nämlich oft schon sehr detailliert über CO2-Tonnen: Sind Biotomaten aus Südspanien jetzt wirklich besser als heimische konventionelle? Und ist das Hybridauto auf der Autobahn nicht viel schlechter als der Diesel? Alles Quatsch. Diese Feinheiten meine ich, sind irrelevant für jemanden, der nicht mal genau weiß, wie viel Kilowattstunden Strom im Jahr er eigentlich verbraucht, wie viel Sprit er im Jahr in seinem Auto verbrennt und wie viel Gas oder Öl er zuhause für Wärme braucht. Und da wären wir beim heutigen Experiment: ich präsentiere drei bescheidene Indikatoren, die ihnen wirklich weiterhelfen sollen auf dem Weg ins Nirwana des ewig Erneuerbaren. Diese heißen Sprit, Strom, Wärmebedarf.

Ihr Ziel heißt ab heute: der 100% Erneuerbare Haushalt. Also keine fossilen Treibstoffe mehr in ihrem Haus. Das ist das Gegenteil von CO2-Tonnen Kommunikation und „Weniger Duschen“-Prosa.

Fangen wir mit der leichtesten Übung an, ihrem Stromverbrauch. Der beträgt wahrscheinlich so zwischen 2000-4000 Kilowattstunden im Jahr. Natürlich ist hier der Wechsel zu Ökostrom ein Muss. Das reicht aber beim Strom nicht, weil wir Investitionen brauchen. Also investieren sie 5000 Euro in ein Bürgerwindrad oder eine Bürger PV-Anlage. Und schon sind sie Stromproduzent und machen mehr erneuerbaren Strom als sie selbst verbrauchen. Sie sind dann die Lösung und nicht mehr das Problem. Und darüber, ob Energiesparlampen nun gut oder schlecht sind, diskutieren wir später.

Nächster Indikator Wärmebedarf: sie verbrauchen wahrscheinlich so zwischen 10 000 und 20 000 Kilowattstunden Erdgas im Jahr (oder 1000 bis 2000 Liter Öl), damit ihre Wohnung schön warm ist. Also heißt das Ziel, diese durch Erneuerbare zu ersetzen. Womit sie im Eigenheim und in der Mietwohnung auch genau wissen, wo ihr wirkliches Problem liegt. Besser Dämmen und Holzpellets machen den Unterschied. Im Privathaushalt ist es nämlich der Wärmeverbrauch und nicht so sehr der Strom, der einen reinreißt. Und da wird es wirklich anstrengend: das heißt im Eigenheim selbst investieren in einen schlauen Umbau. Bei der Eigentumswohnung heißt es Lobbyarbeit bei der Eigentümerversammlung. Und im Mietwohnungsbereich: heftige Lobbyarbeit in Richtung Vermieter. Gute Nachricht für Gaskunden: Sie können jetzt bei einigen Anbietern 100% Biogas beziehen. Das ist heute schon mein eleganter Weg in die 100% erneuerbare Wärmeversorgung.

Jetzt noch zum dritten Indikator: Wie viel Sprit verbrennen Sie privat im eigenen Auto pro Jahr? Das können bei einer Fahrleistung von 20 000 Kilometer im 7 Liter Auto immerhin 1400 Liter sein, also ein riesen Öltank. Wie sie den erst mal halbieren können? Mir ist wurscht, ob Sie auf ein 3.5 Liter Auto umsteigen oder nur noch halb so viel fahren. Hauptsache sie tun es. Längerfristig natürlich brezeln sie 100% elektrisch: vorausgesetzt sie sorgen für die Überschüsse als erneuerbarer Stromproduzent mit einem schicken PV-Carport.

Sie sehen: Ist doch alles gar nicht so komplex. Sprit, Strom, Wärme. Und weniger Fleisch essen ist immer gut.

MARTIN UNFRIED ÜBER ÖKOSEX

*) Die Grafik wird wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung von: Miro Poferl und Utopia

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