Kolumne fairkehrt 4/2020 Auf Speed S-Pedelecs dürfen nicht auf Radwegen fahren, weil sie bis zu 45 km/h schnell sind. Eine Kolumne von Martin Unfried über Sinn und Unsinn der Regel Die Verkehrswende braucht Speed-Pedelecs, meint Kolumnist Martin Unfried. Gerne schwimme ich – wie die meisten Leute – im Mainstream der Meinungen. Jedenfalls in meiner eigenen Blase. Das ist bei einem guten Essen mit Freunden einfach angenehmer. Nur wenige Leute finden unterschiedliche Ansichten ja belebend. Und ich weiß meistens, was meine Bekannten – mit Ökohintergrund – so denken. „Schon Wahnsinn mit den SUVs!“ „Und den fehlenden Fahrrad­abteilen im ICE!“ „Aber Lufthansa retten!“ „In Luxemburg geht es doch auch mit Gratis-ÖPNV!“ „Übrigen, der Vater von Frank in Maastricht hat sich jetzt auch ein Elektroauto gekauft.“ „Elektroauto?“ Womit wir bei meinem Lieblingsthema sind. Da hatte ich ausnahmsweise mal eine These vertreten, die viele meiner Ökofreunde nicht so gut fanden. Dass nämlich das Elektroauto so schnell wie möglich her muss, und der Verbrenner weg. Da hat es dann tatsächlich manchmal gekracht beim Dessert, wegen der Erden (angeblich zu selten) und dem Wasserstoff, der nach Meinung meiner angeblich gut informierten Freunde „viel besser“ sei. Also das Thema schneide ich beim Espresso nochmals genüsslich an: Der Franz hat sich übrigens auch ein Elektroauto bestellt, und zwar den e-up! von VW, den ich neulich getestet habe. Fährt sich gut! „Echt! Wo kann man den kaufen?“ So ändern sich die Zeiten. Wenn ich mitteilen muss, dass Volkswagen momentan nicht liefern kann, sind heute viele enttäuscht – wegen der 9 000 Euro, die man geschenkt kriegt. Nicht, dass ich es gut finde, wenn der Staat Autokaufen so belohnt. Besser wäre das Verschenken von Fahrrädern und Pedelecs. Noch besser: Speed Pedelecs. „Speed Pedelecs?“ Ja, womit wir beim eigentlichen Thema wären. Speed Pedelecs sind bekanntlich Pedelecs, die nicht auf 25 km/h begrenzt sind, sondern auf 45 km/h. Und ja, ich weiss, ich verlasse hier wieder den Boden des ökologischen Mainstreams, aber es ist gerade so heiß. Ich behaupte, S-Pedelecs sind ein wichtiges Element der Verkehrswende und des Klimaschutzes. Alle wahren Ökos sollten sich dafür einsetzen, dass die Gesetzgebung in Deutschland Speed Pedelecs attraktiv macht. Die könnten nämlich tatsächlich das Auto auch auf längeren Pendlerstrecken ersetzen. Jetzt ist es raus. Warum ich das weiß? Weil ich mir ein gebrauchtes Speed Pedelec gekauft habe. Ich lebe ja, Gott sei Dank, in einem Land, in dem das S-Pedelec auf Radwegen in der Stadt fahren darf. Und nicht in Speed-Pedelec-Verhinderungsdeutschland, wo man nicht mal den breitesten Radweg benutzen darf, nicht in der Stadt, nicht über Land. Übel: Ich wurde schon mal, auf einem S-Pedelec aus den Niederlanden kommend, von anderen Radfahrern (Deutschen) in Aachen (Deutschland) angemacht, ich solle gefälligst den Radweg verlassen! Ich muss tatsächlich laut Gesetzgeber auf der Straße fahren! Auf der Straße wurde ich allerdings von Autofahrern (vermutlich Deutschen) angehupt, weil ich nicht auf dem Radweg fuhr! Merke: So wird das nix mit den Speed Pedelecs. Kein Wunder, dass niemand sich das antut. Wie ich bereits erwähnt habe, sind S-Pedelecs allerdings der Schlüssel zur Verkehrswende und fahren sich super. Also meines beispielsweise. Bei uns darf man sie auf breiteren Radwegen fahren, die auch für Bromfietsen freigegeben sind. Im Ort gilt eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/h. Auch außerorts gilt übrigens eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Radwegen von 40 km/h. Ich vergleich das mal mit einem Porsche: Der darf ja auch in die Tempo-30-Zone fahren. Aber jetzt mal ganz im Ernst: Die normale Reisegeschwindigkeit mit meinem Speed-Pedelec ist eher 35 km/h. Es ist eben kein Moped, wie viele Verkehrsexperten meinen, die noch nie eines gefahren sind. Wer 40 fahren will, muss nämlich ganz schön treten. Normalos auf Speed fahren eher so schnell wie trainierte Rennradfahrer. Und ich fahre mit dem Rennrad in der Stadt auf dem Radweg ja auch nicht 40 km/h! Also Konsens hin oder her: Wer mir das beste Argument gegen Speed Pedelecs schickt, der darf mal eine Runde mit meinem drehen. Martin Unfried 19.09.2020 | Samstag | Das VCD-Magazin "fairkehr" | Kolumne fairkehrt 4/2020 | Martin Unfried | Auf Speed | S-Pedelecs dürfen nicht auf Radwegen fahren, weil sie bis zu 45 km/h schnell sind. Eine Kolumne von Martin Unfried über Sinn und Unsinn der Regel | Die Verkehrswende braucht Speed-Pedelecs, meint Kolumnist Martin Unfried. | Schlagworte: Speed-Pedelecs, Verkehrswende | Bio: https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Unfried https://www.fairkehr-magazin.de/archiv/2020/fk-04-2020/fairkehrt/ https://oekotainment.eu/archiv/html/die-unertraegliche-leichtigkeit-des-radelnden-seins/ https://web.archive.org/web/20201220053536/https://www.fairkehr-magazin.de/archiv/2020/fk-04-2020/fairkehrt/ https://archive.today/2020.12.20-053538/https://www.fairkehr-magazin.de/archiv/2020/fk-04-2020/fairkehrt/ https://oekotainment.eu/20200919a https://oekotainment.eu/userspace/EXT/oekosex/archiv/pdf/20200919fairkehrt4-2020-auf-speed.txt https://oekotainment.eu/userspace/EXT/oekosex/archiv/pdf/20200919fairkehrt4-2020-auf-speed.utf8.txt https://oekotainment.eu/userspace/EXT/oekosex/archiv/pdf/20200919fairkehrt4-2020-auf-speed.ansi.txt