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FUTURZWEI

 

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11.03.2025 | Dienstag | FUTURZWEI Nr. 32 | Fragen der Zeit

Sind Elektroautos am Ende?

 

Manche deutschen Debatten sind sehr provinziell. Oder politisch motiviert. Oder beides. Zum Beispiel: CDU, FDP, BSW und AfD behaupten, die Ampel-Bundesregierung habe die deutsche Autoindustrie an den Rand des Abgrunds geführt. Als Beleg erheben sie zwei Vorwürfe. Erstens: Das Ende der Kaufprämie für Elektroautos habe vor allem die deutschen Konzerne schwer getroffen. Das stimmt nicht. Was stimmt: In Deutschland ging der Absatz zurück. Im Jahr 2024 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt 380.609 Elektroautos neu zugelassen, das sind fast 144.000 weniger als im Jahr davor. Ihr Anteil an den Pkw-Neuzulassungen insgesamt lag bei enttäuschenden 13,5 Prozent (2023: 18,4 Prozent).

Das traf aber nicht nur deutsche Marken. Zwar war das Tesla Modell Y das meistverkaufte Auto, insgesamt sind unter den Top Ten aber sechs deutsche Modelle, vor allem aus dem VW-Konzern. Laut ADAC liegt allein die Marke VW mit 62.108 neu zugelassenen Fahrzeugen und einem Marktanteil von 16,3 Prozent (2023: 13,5 Prozent) deutlich an der Spitze, BMW rückte auf Platz zwei vor. Beide Hersteller konnten also ihre Position auf dem deutschen E-Auto-Markt verbessern. Zurückgefallen von Platz eins auf drei ist dagegen Tesla (minus 26.111 Fahrzeuge).

Daraus folgt, dass das Ende der Kaufprämie die Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen auf dem deutschen Markt nicht verschlechtert hat. Wobei die Offensive der chinesischen Produzenten hier erst noch kommen wird. Weshalb der deutsche Markt die Ausnahme ist. Der weltweite Absatz von Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen ist im vergangenen Jahr um ein Viertel auf über 17 Millionen Fahrzeuge gestiegen. Das Wachstum in China hat angehalten und Europa hat sich stabilisiert. Im Pionierland Norwegen werden fast nur noch Elektroautos zugelassen.

Da wirkt der zweite Vorwurf der Verbrennerlobbyisten, etwa von Markus Söder, recht merkwürdig: Der deutschen Industrie schade das Ende der Zulassung von Verbrennern im Jahr 2035, wie von der EU beschlossen. Dahinter steht die Behauptung, mit Verbrennungsmotoren ließe sich weltweit noch lange Geld verdienen. Not happening, Bro: Vor allem in China, dem wichtigsten globalen Automarkt für deutsche Autobauer, sind jetzt bereits 50 Prozent der Neuzulassungen vollelektrisch oder Plug-in-Modelle, und zwar vorwiegend von chinesischen Firmen. Der Batterie- und Autokonzern BYD hat gerade Tesla bei den Produktionszahlen überflügelt. Und chinesische Firmen werden auch 2025 massiv neue, bessere und billigere E-Autos verkaufen – vor allem in China. Was sie dort deutlich weniger kaufen, sind VW. Generell gelten deutsche Autos gerade bei jungen Chinesen als etwas angestaubt. Das reale Problem der deutschen Autobauer ist darum China: Der chinesische Markt war bisher gut für rund 30 Prozent der weltweiten Verkäufe von VW und gilt heute als wegweisend für alles andere. Weshalb das China-Problem der Deutschen bald ein weltweites sein könnte. Mit Verbrennern lässt sich das nicht lösen.

Kurzum: E-Autos boomen weltweit. Deutsche Hersteller haben vor allem in China Probleme mit der Wettbewerbsfähigkeit. Und die chinesischen Hersteller werden in Kürze stärker als heute den europäischen Markt aufmischen.■

MARTIN UNFRIED

11.03.2025 | Dienstag | FUTURZWEI Nr. 32 | Seite 7 | taz.futurzwei.org | Magazin für Politik und Zukunft | Titelthema: Wozu Kinder? | Fragen der Zeit | Sind Elektroautos am Ende? | Schlagwörter: Elektroautos, Verbrennerlobbyisten, Pionierland Norwegen, China-Problem | Bio: https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Unfried

 

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Foto: werner hillebrand-hansen, Renault Zoe charging, CC BY-SA 2.0, https://w.wiki/FQPG

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