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08.03.2022 | Dienstag | FUTURZWEI Nr. 20 | Der E-Auto-Test

Der Dacia Spring ist ein preiswertes Elektroauto

Jeder heute noch verkaufte Verbrenner gefährdet massiv den Klimaschutz in den nächsten Jahren.


Das Autojahr begann mit einer sensationellen Ansage: Volker Wissing (FDP) hat als erster deutscher Bundesverkehrsminister davor gewarnt, Autos mit Verbrennungsmotor zu kaufen! Die Nutzung fossiler Kraftstoffe werde in Zukunft sehr teuer werden und synthetische Kraftstoffe seien keine Alternative. Er hätte hinzufügen können: Und jeder heute noch verkaufte Verbrenner gefährdet massiv den Klimaschutz in den nächsten Jahren.

Eine weitere wichtige Nachricht: 2021 wurden in Deutschland weniger Autos verkauft als zuvor, wenn daran wohl auch der Chipmangel schuld war. Laut vieler Klimastudien ist die Reduzierung der Pkw-Flotte ebenfalls eine Bedingung für klimagerechten Verkehr und lebenswerte Städte. Im letzten Jahr waren es mit 2,6 Millionen Neuwagen zehn Prozent weniger als 2020. Man könnte von Schrumpfen mit selektivem Wachstum sprechen, denn 355.555 der Neuwagen waren rein elektrisch, das sind 13 Prozent. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 60.000 Elektrische.

Wer privat oder beruflich normalerweise keine weiten Strecken fahren muss, keine drei Kinder hat, funktional und nicht emotional von A nach B kommen will, für den könnte der neue Dacia Spring passen – ein Elektroauto von Dacia/Renault, das in China gefertigt wird. Leider ist das Angebot der elektrischen Kleinwagen bisher überschaubar. Die elektrischen Versionen von Mini und Fiat 500 sind zwar klein und chic, aber mit über 30.000 Euro (vor Abzug der Prämie) sehr teuer. Der meistverkaufte Kleinwagen ist bisher der elektrische e-Up von Volkswagen (Test in taz FUTURZWEI 14/2020), der nach Abzug der Prämie für rund 15.000 Euro zu haben ist. VW hatte diesen im letzten Jahr aus dem Programm genommen, jetzt ist er anscheinend wieder bestellbar. Der Dacia Spring ist in jedem Fall lieferbar und im Moment der günstigste Kleinwagen auf dem Markt. Kostet in der Basisversion mit Schnellladefunktion rund 22.000 Euro. Nach Abzug der Prämie kann der Preis am Ende also um die 12.000 Euro liegen, das ist vergleichbar mit sehr günstigen kleinen Verbrennern.

Ökologisch ist das Fahrzeugdesign stimmig. Es wiegt weniger als 1.000 Kilo, ist also sehr leicht für ein Elektroauto. Mit 28 kW/h ist auch die Batterie ressourcenschonend klein. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 125 km/h, was bei einem leichten Kleinwagen angemessen erscheint. Auf der Autobahn in den Niederlanden, wo tagsüber 100 km/h gilt, fällt das eh nicht auf. Ideal ist das Auto auf der Landstraße und in der Stadt. Vorn sitzt man gut, Bremsen und Fahreigenschaften sind okay, wobei sich das im direkten Vergleich zum VW e-Up etwas weniger solide anfühlt. Das zeigt sich auch bei der Sicherheit. Wo der e-Up drei Punkte bekommt, schneidet der Spring mit einem Punkt beim europäischen Sicherheitstest »Euro NCAP« sehr bescheiden ab. Doch wer wegen fehlendem ÖPNV auf dem Land jeden Tag 30 Kilometer zur Arbeit fahren muss, der kann das bequem mit dem Spring erledigen und nachts eigenen Strom laden.

Ich fuhr zum Wandern nach Belgien mit vier Erwachsenen. Auch das geht, wenn auch nur auf kürzeren Strecken empfehlenswert. Eine Testfahrt ging von Maastricht nach Aachen und dann noch ein bisschen ins Umland. Das waren insgesamt 125 Kilometer bei niedriger Außentemperatur. Die Reichweite ließ das zu, jedoch mit einem Verbrauch von rund 18 kW/h pro 100 Kilometer und weit weniger als die angegebenen »bis zu 230 Kilometer«. Auch erste Erfahrungen anderer Tester weisen bei Spritmonitor.de auf einen Durchschnittsverbrauch von 16,8 kW/h auf 100 km hin. Das ist etwas weniger effizient als der e-Up. Leider ist auch die Ladegeschwindigkeit am Schnelllader beim Dacia bescheiden. Es dauert rund eine Stunde, um 120 bis 150 Kilometer nachzuladen.

Aber wenn der Einsatzzweck stimmt, ist der Spring eine ordentliche Lösung, etwa für Pflegedienste statt heutiger Verbrenner-Kleinwagen. Wer selbst erst einmal testen möchte, kann das mit einem Autoabo tun. Den Spring bekommt man von verschiedenen Anbietern zu sehr günstigen Mietkonditionen um die 250 Euro im Monat.■

DACIA SPRING COMFORT PLUS, 28-kWh-Akku, Testverbrauch: 17–18 kWh auf 100 Kilometer. Reichweite: laut Angabe »bis zu 230«, im Wintertest etwa 150 Kilometer. Einstiegspreis: 12.000 Euro (nach Abzug von rund 9.000 Euro Förderung)

 

MARTIN UNFRIED ist EU-Klimapolitikexperte und Politologe an der Universität Maastricht.


Foto: Alexander Migl, Dacia Spring IAA 2021 1X7A0215, Zuschnitt, CC BY-SA 4.0
 

08.03.2022 | Dienstag | FUTURZWEI Nr. 20 | Seite 76 | taz.futurzwei.org | Magazin für Politik und Zukunft | Schwerpunkt: Landlust | E-Auto-Test | Der Dacia Spring ist ein preiswertes Elektroauto | Jeder heute noch verkaufte Verbrenner gefährdet massiv den Klimaschutz in den nächsten Jahren | Schlagwörter: Elektroauto, Dacia, Spring, Kleinwagen, E-Auto-Test, preiswert, fossile Kraftstoffe, Fahrzeugdesign, Einsatzzweck | Bio: https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Unfried

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